
Mein Weg zur Masseurin war, vorsichtig gesagt, sehr abenteuerlich. Nicht im Sinne von Abenteuer als gefährliche Unternehmung sondern eher als mutiges Unterfangen ein ganz neues Tätigkeitsfeld zu betreten und in kürzester Zeit auf einem sehr hohen Niveau zu arbeiten. Aber eins nach dem anderen.
Mein Haupt-Fokus vor 13 Jahren lag auf der Ausbildung zum Coach und als Ergänzung machte ich eine Ausbildung zur Kosmetikerin. Diese Ausbildung war überraschend umfangreich und es war extrem viel zu lernen. Chemie, Physik, Pflanzenkunde und eben auch Massage.
Zunächst stand nur Gesichtsmassage auf dem Lehrprogramm.
Doch an einem Ausbildungswochenende konnten wir auch einen Kurs „Körpermassage“ zusätzlich belegen. Spontan habe ich mich angemeldet , ohne natürlich zu ahnen, dass dieser kleine Kurs meinen persönlichen Lebenskurs massgeblich prägen würde.
Dieser kleine Einblick in die Welt der Massage faszinierte mich so sehr, dass ich nach meiner Rückkehr von dem Ausbildungswochenende sofort in Zürich nach der Möglichkeit einer tiefergehenden Massageausbildung gesucht habe.

Gesucht – Gefunden und nach weiteren recht anspruchsvollen Lerneinheiten in der Massagefachschule war ich jetzt auch Masseurin.
Nun ist es bei dem Thema Massage ähnlich wie bei einem guten Buffet: es gibt etliche Massage-Techniken, -Richtungen, -Ergänzungen…
und so blieb es nicht bei einer Ausbildung sondern es folgten vertiefende und ergänzende Kurse.
Einer dieser Kurse war die Thai-Yoga Massage. Was so spannend und exotisch klang war jedoch für mich persönlich nicht wirklich der Hit, da nur am Boden gearbeitet wird. Dies ist einerseits eine wirklich effektvolle Technik, jedoch hatte ich mit der tiefen Hocke meine persönliche Herrausforderung und so war ich nicht wirklich begeistert und wollte den letzten Teil der Ausbildung gar nicht mehr besuchen. Doch auf liebevolles und auch energisches drängen von Ralph ging ich dann doch….. und nein, nicht diese Thai-Massage brachte die spannende Weiterentwicklung, sondern ein offenes Gespräch mit einer Kollegin, welche diese Ausbildung ebenfalls besuchte. Diese hörte mir aufmerksam zu als ich sagte, dass ich nicht so recht wüsste wie ich nun weiter mit meinen Massagekentnissen auch arbeiten könnte. Mir war einerseits schon damals klar, dass ich diese Tätigkeit nicht in Ganztagsbeschäftigung als Angestellte ausüben wollte und auch, dass es einige Zeit brauchen würde bis ich ein eigenes Studio erfolgreich aufgebaut hätte. Kurzum bot sie mir an, doch mal mit ihr zu kommen. Sie arbeitete damals als freie Masseurin in diversen Hotels in Zürich.
Es gäbe immer mehr Anfragen als sie bewältigen könne. Also nahm sie mich mit in die atemberaubendsten Hotels von Zürich, wo ich mich bei den Concierges vorgestellt habe und meine Visitenkarte hinterlegt wurde. 5***** Sterne Hotels, die jeden erdenklichen Service ihren Gästen anbieten, unter anderem auch Massagen wenn die Wellness Studios schon geschlossen hatten.

Ich erinnerte mich, dass ich vor einiger Zeit, als ich noch ganz am Anfang in der Kosmetik-Ausbildung war, aus Spass zu Ralph gesagt hatte : und eines Tages arbeite ich mal im „Dolder Grand“- Hotel. Wir lachten und es schien natürlich als witzige Phantasie gemeint zu sein. Aber ich kann mich noch gut erinnern, dass dies wirklich mein Wunsch war, da mich dieses Hotel irgendwie faszinierte. Wobei ich es bisher nur aus der Ferne gesehen hatte. Promt war auf dem Rundgang mit der Kollegin das erste Hotel welches wir besuchten das Dolder Grand. Ihr könnt euch vielleicht meine Begeisterung vorstellen.

Aber ob die mich anrufen würden ??? Ich genoss auf jeden Fall die Rund-Tour mit meiner Kollegin und es war schon alleine aufregend die Hotels zu sehen und mit den Concierges zu sprechen. Eben, eine ganz neue Welt für mich. Der Alltag ging weiter und die Sache mit den Hotels war mir schon gar nicht mehr so präsent. Bis eines nachmittags,….. ich war total vertieft in mein Golftraining – … mein Natel (Handy) klingelte : “ Guten Tag, hier ist Markus vom Dolder Grand, könntest du in einer Stunde im Hotel sein. Der ScheichXY möchte eine 90 Minütige Massage haben.“ Vor Schreck liess ich fast mein Telefon aus der Hand fallen. Ich schaffte es gerade noch zuzusagen und überlegte schon mit zitternden Beinen wie ich das wohl bewerkstelligen sollte. Denn ehrlich gesagt hatte ich bisher nur kürzere Massagen gegeben und auch noch gar nicht soviel Erfahrung,…

Mit zitternden Knien kam ich beim Hotel an, schleppte meine Bank aus dem Auto und zum Concierge, der mich dann zu der Suite begleitete. Ich fühlte mich wie eine Hochstaplerin, die sich da einschleicht und versuchte mich so gut es ging zu beruhigen. Das Schlimmste wäre ja nur dass es das erste und letzte Engagement sein könnte und die Welt würde sich auch dennoch weiterdrehen. Jetzt hiess es Fokus setzten, die Massagebank aufbauen und eine gute Massage durchführen.
Sobald ich anfangen konnte mit meinen Händen zu arbeiten passierte das Wunderbare: aller Stress fiel von mir ab. Mein Kunde genoss die Massage sogar sosehr, dass er mich für den nächsten Tag wieder engagierte. Und dies war der Beginn meiner Karriere in der Massage.

Ich lernte für ein Klientel zu arbeiten, das extrem anspruchsvoll war und einen Top-Job erwartete. Das bedeutete sich blitzschnell und manchmal ohne die Sprache zu verstehen auf die verschiedensten Bedürfnisse einzugehen. Ebenfalls wurde erwartet zu den ungewöhnlichsten Zeiten arbeitsbereit zu sein. Zum Beispiel buchte ein berühmter DJ nach seinem Auftritt eine Massage für sich und seine Freundin. Da durften wir um 3 Uhr nachts anrücken. Oder der Auftrag von einem weltbekannten Künstler, dessen Bodyguard ich massierte, während die kreischen Fans vor dem Hotel campierten. Und einmal massierte ich einen Sänger, der dann fast seinen eigenen Auftritt verpasste weil er bei mir „Zugabe“ verlangte.

Es gab über die Jahre viele schöne, seltsame aber vor allem lehrreiche Momente. Einmal war der Concierge total nervös und sagte mir dass ich auf keinen Fall weitersagen dürfte, wen ich jetzt gleich als Kunden hätte und mich bitte ganz normal verhalten solle….das erstaunte mich. Nun, ich wusste inzwischen, aufgrund vieler Komplimente, dass ich eine sehr gute Masseurin bin. Aber was mich vor allem auszeichnet ist, dass es mir vollkommen egal ist wer da auf dem Massagetisch liegt. Egal ob Filmstar, Fabrikarbeiter, Scheich, Putzfrau – für mich ist jeder, der sich auf meinem Massagetisch in meine Hände begibt, der wertvollste Mensch.
Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass genau dies auch die prominenten Kunden zu schätzen wussten. Sie durften bei mir im doppelten Sinne ihre Hüllen fallen lassen und einfach nur Mensch sein. Sich angenommen und gut aufgehoben fühlen, dies sind neben Massagetechniken wichtige Elemente in einer guten, bzw. hervorragenden Massage.
Dies war nun der abenteuerliche Beginn meiner Massage-Karriere. Die Zeit der Hotel-Massagen war dann für mich vorbei, als ich einen anderen, ebenfalls überaus interessanten Arbeitsplatz, in einer ungewöhnlichen Klinik erhalten hatte. Von dieser sehr spannenden Zeit werde ich bei Gelegenheit sicher auch einmal schreiben.

Heute ich freue mich, wenn ich meine Erfahrung und mein Können nun in meinem Studio weiter anwenden kann. Denn das Strahlen nach einer Massage und der Satz: „jetzt fühle ich mich wie neugeboren“ sind die schönsten Geschenke, die man als Masseurin wohl zurückbekommen kann.
Ach, und den einen Super-Prominenten
– wegen dem der Concierge so aufgeregt war- den erkannte ich damals selber gar nicht. Aber am nächsten Tag purzelte ich
vor Überraschung und Lachen fast vom Sofa als ich ihn im Fernsehen in den Nachrichten wiederentdeckte,
– in geheimer Mission ihrer Majestät-